Naherholung Heimat I
(Bilddaten und Formate durch Anklicken der Bilder...)
Versuch einer Kurzdarstellung der Serie „Naherholung - Heimat"
Die Campus-Serie aus den Jahren 2000-2003 war noch Landschaftlichkeit pur: streng aufgeteilte agrarische Flächen aus der Vogelperspektive in nahezu abstrakter
Farbflächenmalerei, durchzogen von nervösen Lineaturen, die eine Horizontverschiebung suggerieren, wie man sie bei Landeanflügen aus dem Flugzeug über Wiesen und Feldern realisiert. Erste
Beispiele davon waren bereits bei „Kunst in den Gewölben 2000" im Germersheimer Zeughaus zu sehen.
Aus dieser Serie entwickelte sich ab 2006 allmählich die Serie „Naherholung-Heimat".
(…)
Die Landschaft selbst ist längst nicht mehr Anlass oder Hauptthema dieser Serie, sondern eine Art „Bühne" oder „Kulisse" für menschliches (Freizeit-)Treiben.
Viele Szenen sind in unwirkliches Licht getaucht, finden nachts oder im Morgengrauen statt. Man entdeckt Individualisten, die sich nicht in die uns vertraute Landschaft einfügen und in ihr wie
Fremdkörper wirken. So mutet den meisten Arbeiten etwas surreal-bedrohliches an, wenn die Natur sich als manipuliertes Refugium für Mensch und Tier entlarvt und doch nicht zum Zufluchtsort vor
einer beengten, durch die Zivilisation bestimmten Umgebung werden kann.
Neuere Arbeiten widmen sich vornehmlich der landwirtschaftlich genutzten und produzierten Tierwelt: – Kuhköpfe glotzen von kleinformatigen Holzplatten und Schafe befinden sich in strengen
Reihungen in unwirklicher Landschaft.
Andere Arbeiten dieser Serie zeigen Wohncontainer, Bauwagen und sonstige mobile Behausungen und ihre rastlosen Nutzer inmitten einer scheinbar unberührten Landschaft.
Doch die Freiheit in den Bildern ist trügerisch: wirken doch die dargestellten Menschen und Tiere selbst im Verweilen noch wie im Aufbruch oder auf der Flucht.
Zum Verfahren
Verwendete ich anfangs noch „ echte Collageelemente" – verfremdete Bilder und Motive aus den Bildergalerien des Internets –, die ich in die konstruierten Landschaften „geklebt" und danach
übermalt habe, baue ich das Motiv inzwischen wie ein Stilleben auf: In einem quasi umgekehrten gedanklichen und technischen Verfahren werden die „Collageelemente" gleich mit ins Bild gemalt –
damit herrschen nur noch semantische Brüche und keine technischen mehr vor.
Auf diese Weise lässt sich Wirklichkeit neu kreiieren – eine vorstellbare bis hin zu solch einer, die es niemals geben wird.
Sabine Wenig